Bier und Chips

Es gibt Abende, da packt mich der Drang, eine Flasche Bier zu öffnen und Chips zu knabbern. Gottseidank passiert das nicht allzu oft, aber hin und wieder passiert es. Ich kann noch nicht genau sagen, in welchen Momenten mir danach ist.
Ich verreise, nehme Abstand von meinem Alltag, trete aus meinem gewohnten Leben eine Zeitlang heraus. Ich reise in die Ferne und fülle mich mit neuen Eindrücken. Ich besichtige Historisches, schwimme in der Adria, spaziere und genieße die Natur. Und dann kommt ein Abend, an dem es mich wieder packt – die Lust auf ein Bier und Chips. Jetzt bin ich so weit gereist und das Muster setzt sich trotzdem wieder durch. Muster lassen sich ja leider nicht so einfach ablegen.

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Hinter den Kulissen

In ihren Hotels genießen die Gäste Liegestühle mit Blick aufs Meer. Alle zwei bis drei Tage reisen hunderte, vielleicht tausende von Gästen ab und neue wieder an.
In der Hitze der Wäscherei in einem Randgebiet der Stadt stehen junge Frauen aus Nepal oder Indien und mangeln und falten Bettwäsche. Sie sehen angestrengt aus. Elegante Restaurants bieten lokale Köstlichkeiten auf ihrer Speisekarte an. In den Küchen an der Spüle stehen junge Männer aus Nepal oder Indien. Ob sie alle dieselben Löhne wie ihre kroatischen Kolleg*innen bekommen? Untergebracht sind sie in Apartments, die an Touristen nicht mehr vermietet werden können, weil sie den Standards nicht mehr entsprechen. Ich wohne in einem Touristenapartment, und in derselben Straße sind an vielen Häusern weitere Schilder für Apartments angebracht. Wo wohnen jetzt die Menschen, die hier einmal ihr Zuhause hatten?

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Touristenüberschwemmung

Dubrovnik hat keine Industrie, die die Region belastet, dafür hat die Altstadt ca.1,35 Millionen Besucher pro Jahr. Auch das stellt eine Belastung dar. Und davon sind die Bewohner vermutlich genervt. Staus durch die vielen Reisebusse. Vollgestopfte Stadtbusse, die zur Altstadt fahren. Jeden Tag Menschenmassen, die sich durch die Altstadt schieben. Alle zwei bis drei Tage neue. Immer wieder Menschen, die Fragen haben, die Informationen brauchen, die die Gassen verstopfen, die mitten im Gehen stehenbleiben, um ein Foto zu machen. Sie sind nicht wirklich freundlich, die Bewohner von Dubrovnik, aber auch nicht direkt unfreundlich. Sie bedienen im Geschäft, sie geben die Informationen, sie machen ihre Arbeit und gut ist’s. Die Stadt mit ihren etwas über 41.000 Einwohnern ist einfach überfordert mit dem Touristenansturm. Ich kann verstehen, dass die Menschen kein Interesse an persönlichem Kontakt haben und auch, dass sie ihr Entgegenkommen verloren haben. Das ständige Kommen und Gehen solcher Menschenmengen ist einfach zu viel.
Und dann erhasche ich doch ein Lächeln. Der Mann an der Theke eines Cafés, das etwas außerhalb liegt. Ich bitte um einen Cappuccino und er lächelt mich freundlich an.

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Tagesprogramm

Einen ersten Blick aufs Meer werfen. Die streunende Katze füttern und streicheln. Im Konzum ein Frühstücksteilchen und Mandarinen kaufen. Einen oder zwei Cappuccino mit Blick auf Zypressen und Olivenbäume trinken. Mich öffnen für neue Geschichten, die geschrieben werden wollen und mich von der Sonne wärmen lassen. Zur Bucht laufen und mich in das glasklare Wasser der Adria stürzen. Den Wellen lauschen. In der Academia zu Mittag essen. Am Nachmittag in der Sonne sitzen, lesen oder schreiben. Den Tag verstreichen lassen. Die streunende Katze füttern und streicheln. Was für ein erfüllender Tag das heute wieder war. Auch wenn oder gerade, weil so wenig passiert ist.

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Worte

Überall Worte. Menschen, die auf der Promenade spazierengehen, plaudern, oder diskutieren, seien es Paare oder erst recht in Gruppen. Sogar Einzelpersonen spazieren mit dem Handy am Ohr. Nur manch ein Paar geht schweigend nebeneinander her … schweigend genießen oder Schweigen nach einem Streit? Die Cafés und Restaurants schwirren von den Worten der Gäste. Auch am Strand wird geredet und sogar im Wasser. Besonders junge Menschen erfüllt anscheinend ein starker Drang, alles in Worte zu fassen. Ich suche Abstand von den Gesprächen und einen weiter entfernten Platz. Ich möchte den Wellen lauschen. Und die Wärme der Sonne genießen … ohne Ablenkung.

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Erster Kontakt

Ich unterhalte mich im Stadtbus mit einer Touristin aus Frankreich. Gleich zu Anfang erzählt sie, dass sie körperlich eingeschränkt sei. Ich unterhalte mich mit einem Argentinier an der Bushaltestelle. Er meint, die Porteños, die Bewohner von Buenos Aires, seien unbeliebt, weil sie stehlen würden. Ja, das sei so, sie würden wirklich alle alles stehlen. Er selber sei aus Mar del Plata. Dort sei man ganz anders, nicht so wie die Porteños. Der Mann aus Südafrika, mit dem ich mich unterhalte, sagt, dass er dringend Erholung von der Konferenz brauche, an der er für seine Firma teilgenommen habe. Ich bin überrascht. Zum Einen davon, was mir die Menschen da mitteilen, zum Anderen hätte mir leichter Smalltalk auch gereicht. Ist es menschlich, dass wir sofort mit dem rausrücken, wo uns der Schuh drückt? Wovon berichte ich gerade selbst als erstes, wenn ich angesprochen werde?

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Für alle

Die Sonne scheint für die, die im Flieger angereist sind und im Sternehotel wohnen und für die, die im Bus gekommen sind und im Mehrbettzimmer übernachten. Der Jasmin duftet für alle, die ihn wahrnehmen. Das Meer benetzt mit seinem salzigen Wasser alle, die in seine Wellen eintauchen. Die Pinien verströmen ihren Duft, ungeachtet, ob Jung, Alt, Reich oder Arm vorbeigehen. Die Wolken verdunkeln den Himmel für alle, ob sie auf einer kleinen Jolle oder auf einer Luxusyacht reisen. Und der kühle Nordwestwind, die Bora, lässt sie alle gleichermaßen frösteln.

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Ein Blick oder Einblick?

Du bist in deinem Urlaub die Küste Kroatiens entlanggefahren und hast dir Dubrovnik angeschaut. Ich habe meinen ganzen Urlaub in Dubrovnik verbracht. Ich war in den Morgenstunden in der Stadt, während sie langsam erwacht. Ich war in den Mittagsstunden dort, wenn sie von Touristenströmen durchflutet wird. Ich war in den Abendstunden dort, wenn die Ausflugsboote zurückkehren und die Menschen sich in den Restaurants niederlassen oder flanieren. Du hast dir Split angeschaut. Ich weiß, an welchem Strand in Dubrovnik man den Sonnenuntergang sehen kann. Du hast die Plitvicer Seen gesehen. Ich habe die Stadt zu Fuß umrundet. Ich habe sie vom Meer aus gesehen und von oben. Und ich bekomme in dem Café, in das ich jeden Tag gehe, meinen Cappuccino, ohne dass ich ihn noch bestellen muss. Welches Erlebnis ist interessanter als ein anderes? Hat nicht jedes Erleben etwas Besonderes?

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Dubrovnik im Oktober

Baden in der Mittagszeit in der glasklaren, erfrischenden Adria. Balancieren über Kieselsteine am Strand. Milde Abende in einem dünnen Pullover auf der Terrasse. Eine streunende Katze, die mich abends besucht. Zikaden, die im Hintergrund zirpen. Düfte von Jasmin, Feigen und Pinien, die sich abwechseln. Börek mit Spinat und Käse. Eine Sprache, aus der ich nichts herleiten kann. Historische Festungen und Paläste. Eine laut und fröhlich singende Hochzeitsgesellschaft. Leuchtende Granatäpfel und Pampelmusen an Bäumen. Röhrende Mofas und hupende Autos. Dichte, stechende Abgaswolken. Reisebusse, Reisebusse und noch mehr Reisebusse. Luxusliner und Kreuzfahrtschiffe am Kai. Wolken zitroniger Parfüms von Passanten auf dem Bürgersteig. Menschengewusel. Sprachen aus aller Herren Länder. Menschenschlangen vor dem Tor zur Altstadt. Enge, steile Treppengänge überall in der Stadt. Das Rauschen des Meeres, der Duft von Salzwasser und Tang. Dubrovnik im Oktober.

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Andere Pläne

Nein, mein Urlaub sollte eigentlich ganz anders verlaufen. Ich wollte mit dem Zug nach Zagreb fahren und von dort mit dem Bus nach Dubrovnik. Dort hatte ich ein Leihauto gebucht. Ich wollte an der Küste entlang langsam nach Zagreb zurückfahren und mir auf diesem Weg auch Split und die Plitvicer Seen anschauen. Nichts ist aus all den Plänen geworden. Extrem verspätete Züge, ein Buswechsel wegen Motorschadens und ein abgebrochener Schlüssel, der mich nicht in meine kleine Ferienwohnung hineinließ, strapazierten mich aufs Äußerste. Ich wollte einfach nur noch irgendwo ankommen … Ich stornierte den Leihwagen und ließ alle Pläne los. Am Ende entschied ich mich, die ganze Zeit über an ein und demselben Ort zu bleiben. Ich würde zwar nicht so viel sehen und einen ganz anderen Urlaub haben als den geplanten. Dafür würde ich mich aber endlich entspannen können!

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